Kanzlerbungalow
Erweiterungsbau Bundeskanzleramt – Standort Wintergärten
Entwurf 2023, Ausführung 2027

 

Modell Kanzlerbungalow

Baustelle Erweiterungsbau Bundeskanzleramt, April 2024

Die Wintergärten im Kanzleramt, das sind geometrische Grundflächen, formalisiertes Grün und inszenierte Natur hinter Glas. Eingebettet in diese Kulisse liegt der Kanzlerbungalow – zwei quadratische, versetzt angeordnete, eingeschossige Atriumbauten. Er verdoppelt und miniaturisiert das Bonner Original, das der Architekt Sep Ruf 1964 für Ludwig Erhard errichtete und schafft damit eine Reminiszenz an die jungen Tage der Bundesrepublik. Es ist ein Sprung durch Raum und Zeit und erinnert an die Hoffnung eines demokratischen Neubeginns durch ästhetische Bildung, die mit der Moderne verbunden war.

Die Geschichte, die der Bungalow erzählt, handelt von der Suche nach einem neuen Ausdruck für eine demokratische Repräsentation. Er spricht von dem Bedürfnis sich in einer Architektur zu bewegen, die der modernen Welt und einem modernen Lebensstil entspricht – fluide, offen und transparent. Das provozierte eine Debatte über Architektur und staatliche Repräsentation, die so heftig bis dato noch nicht geführt worden war. Dieser Diskurs macht die Translokation des Bonner Kanzlerbungalows in das Kanzleramt Berlin interessant.

Der zentrale Weg, der die Grünflächen des Wintergartens zerschneidet, wird aus der Mittelachse verschoben und zum gläsernen Eingangsbereich des Bungalows geführt. Hinter dem Bau schließt sich die Landschaft und wird als umgebender Park lesbar. Aus der Perspektive der Galerien und aus den Bürofenstern ergeben sich Einblicke in die Atriumhöfe mit Swimmingpool und Kamin. Durch die transparente Glasfassade ist die luftige Raumaufteilung erkennbar. Das Ensemble lädt ein sich in die Szene hineinzuprojizieren.

Mit dem Regierungsumzug nach Berlin verlor er seine Funktion und blieb als leere Hülle zurück. Im Wintergarten des Kanzleramts wird es modellhaft, unberührt und unmöbliert, eine Bühne für gedankliche Ausflüge.