Das Monumentale ist meine Krankheit.*
*) Arno Breker im Gespräch mit André Müller, 1979
18.09. - 18.10. 2015 Intervention im öffentlichen Raum
Hinter dem Ehren- und Mahnmal für die Gefallenen beider Weltkriege von Alexander Silveri am Paulustor, Graz
Modell des Staatsateliers Arno Breker,
Transparent in den Maßen eines der beiden Sandsteinfriese an seiner Fassade (10,72 x 1,90 Meter), Vitrine mit nationalsozialistischen Kunstpublikationen.
18.09. - 02.10. 2015
Die Schauspielerin Verena Lercher spricht Auszüge aus Reden und Texten von Hitler, Goebbels, Breker, Speer und Kunsthistorikern des Dritten Reichs.
20.9. und 26.9. 2015
Rudi Widerhofer als Arno Breker und Elena Trantow als André Müller sprechen das Interview, das André Müller 1979 mit dem 79jährigen Bildhauer führte.
Buch
mit einem Essay von Dellbrügge de Moll, Quellentexten von Protagonisten des NS-Regimes zur Kunst, sowie Architekturzeichnungen des Staatsateliers Arno Breker nach Originalplänen von Hans Freese, Dellbrügge de Moll, Das Monumentale ist meine Krankheit.*, 2015
Von 2001 bis 2009 mieteten wir eines der Künstlerateliers, die der Berliner Senat in seinem Atelierprogramm im „Atelierhaus am Käuzchensteig“ vergab. Hinter diesem Namen verbarg sich das Staatsatelier des Nazibildhauers Arno Breker. Hier übersetzte der Dekorateur der Macht die nationalsozialistische Ideologie in ein Bildprogramm. Jahrzehntelang war sein Entstehungskontext und seine historische Bedeutung beschwiegen worden. Den Ostflügel des Staatsateliers hatte der Berliner Magistrat 1949 dem 34jährigen Meisterschüler Arno Brekers, Bernhard Heiliger, auf Lebenszeit überlassen. Nach dessen Tod 1995 nutzte die Stiftung, die Heiligers Witwe zur Pflege seines Werks gegründet hatte, weiterhin den Gebäudetrakt. Im Haupthaus hatte in den 1970er Jahren ein Umbau die Monumentalität in acht Einzelateliers heruntergebrochen. Eine Vielzahl internationaler KünstlerInnen arbeitete dort über die Jahrzehnte. Erst der Antrag der Bernhard-Heiliger-Stiftung auf Rückbau des Staatsateliers zu einer „Ausstellungs- und Versammlungsstätte“ um das Werk des Meisterschülers von Arno Breker führte zu einem Ende dieser Nutzung. 2011 erwirkte die Bernhard-Heiliger-Stiftung mit Regierenden Bürgermeister und Kultursenator Klaus Wowereit die Beendigung des Atelierprogramms. Gegen den Widerstand der KünstlerInnen erfolgte der Rückbau des Staatsateliers und Berlin überließ der Stiftung mit der Immobilie auch die Nutzungshoheit für ein Privatmuseum, das im Juni 2015 als „Kunsthaus Dahlem“ eröffnete.
Im gleichen Jahr nahmen wir eine Einladung des Instituts für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark zum Anlass, um zu den nationalsozialistischen Wurzeln des Staatsateliers zurückzugehen und den Kontinuitäten in die Gegenwart zu folgen. Als Ergebnis unserer Recherchen veröffentlichten wir das Buch „Das Monumentale ist meine Krankheit.*“ mit Quellentexten und Architekturzeichnungen des Staatsateliers nach Originalplänen von Hans Freese.
In Graz, „Stadt der Volkserhebung“ fanden wir eigene Resonanzen im Umgang mit dem Erinnern. Hier nahmen wir die heute kaum noch nachvollziehbare zentrale Rolle in den Blick, die Kunst für die Politik spielte. Dem Sprechen über Kunst in der NS-Diktatur kommt eine Schlüsselbedeutung zu. Mit der Sichtung von Quellentexten und Dokumenten über Kunst begaben wir uns in den Sprachraum des Dritten Reichs. Öffentlich arbeiteten wir mit der Schauspielerin Verena Lercher zwei Wochen an Texten und Reden von Protagonisten des NS-Regimes.
Geschichte ist ein unabgeschlossener Prozess des Überschreibens, Löschens, Neuinterpretierens und Rearrangierens von Fragmenten. Das lässt sich an der Geschichte des Staatsateliers Arno Breker exemplarisch nachvollziehen.