Landschaften aus dem Elfenbeinturm
Turmzimmer, Schloss Presteneck, Stein am Kocher 1993
Dellbrügge de Molls Gouache „Elfenbeinturm“ von 1993 entstammt der Reihe von Gouachen „Theorie wird Material“. Die Darstellung eines Turms in einer Klippenlandschaft ist versehen mit zwei Sprechblasen, die eine Headline aus einem Artikel des Kunstkritikers Wolfgang Max Faust *) zitieren: „Als Leitfiguren haben wir ausgespielt. — Genau! Wir ziehen uns zurück und widmen uns der Landschaftsmalerei.“ Im selben Jahr entstand auch die auf fotografischen Vorlagen beruhende Serie von Landschaftsbildern „Landschaften aus dem Elfenbeinturm“. Im Zusammenhang mit der Headline Fausts ergibt sich für die Landschaftsbilder Dellbrügge de Molls, dass sie eine Fortsetzung der in für die „Theorie wird Material“-Reihe selektierten theoretischen Äußerungen von Kunstkritikern sind. Die Fortsetzung des theoretischen Dciskurses erfolgt mit dem konventionellen Mittel der Malerei und konventionellen Sujets. Dabei sind die Arbeiten Dellbrügge de Molls sowohl in der Lage, das seit Ende der 80er jähre erneut thematisierte Ende der Malerei anschaulich werden zu lassen, insofern deutlich ist, dass das malerische Zeichen eine aus ihm selbst resultierende inhaltliche Bedeutungshaftigkeit verloren hat, andererseits aber auch impliziert ist, dass die Malerei entleerter Bildzeichen kompatibel werden kann für die Vermittlung und Fortführung theoretischer Diskurse.
*) Wolfgang Max Faust: „Der Künstler als Leitfigur hat ausgespielt“ in: Wolkenkratzer Art Journal 1989
Kathrin Becker: „Wozu Landschaft heute?“ in: (Landschaft) mit dem Blick der 90er Jahre, Hrg.: Kathrin Becker, Klara Wallner